3.3      Etablierung im Exil

 

3.3.1   Das Toch-Haus


Kurz nach der Übernahme des Studios, das sie vorerst unter dem Namen Anita Toor weiterführte, erhielt Liane Zimbler die Gelegenheit zu einem umfangreichen Projekt. Wahrscheinlich über Ada und Heinrich Gomperz kam die Verbindung zu Ernst Toch zustande. Über den Wiener Komponisten schließt sich wiederum der Kreis zu einem anderen prominenten Wiener Architekten einer früheren Auswanderungswelle, Joseph Urban. Toch war 1934 an dessen New School of Social Research nach New York gekommen und dann 1936 einem Ruf an die University of Southern California gefolgt. Heinrich Gomperz lehrte dort bereits seit einem Jahr.

Das Haus von Ernst Toch in Santa Monica zu entwerfen, bedeutete 1941 den ersten großen Auftrag für Liane Zimbler in Amerika. Es kam besonders auf zwei Dinge an: Erstens sollte ein isoliertes Arbeitszimmer für den Komponisten entstehen. Zweitens war die finanzielle Lage der Familie Toch nicht stabil, da sie von Aufträgen abhing und moderne Musik wenige Anhänger fand. Tochs finanzierten das Haus mit einem Darlehen der „Federal Housing Authority“, die heute noch existiert. Das Darlehen deckte 82% der Gesamtkosten. Diese Möglichkeit der Finanzierung spielte insofern eine Rolle für Zimbler, als ohne sie einige ihrer zukünftigen Klienten keine Aufträge hätten erteilen können.

Insgesamt entsteht ein äußerlich eher konventioneller Bau aus verschieden hohen Kuben mit flachem Walmdach (Abb. 2/3). Nach Norden und Süden öffnet sich das Haus, um den Blick auf die Berge sowie das Meer zu ermöglichen. Die seitlichen Fassaden haben dagegen wenige Fenster. Die Innenausstattung fällt im Vergleich zu den zu dieser Zeit beliebten Stilmöbeln bescheidener und moderner aus.

Das Arbeitszimmer nimmt im Erdgeschoss den größten Raum ein. Es hat einen separaten Eingang, da es gleichzeitig als Büro für Verhandlungen mit Auftraggebern dient. Akustisch getrennt von den Wohnräumen wird es durch einen Gang und das Esszimmer, das wiederum in den Frühstücksraum übergeht. An diesen schließt sich ein weiterer Wohnraum an: Zusammen mit den Räumen des oberen Geschosses kann Arbeiten und Wohnen also getrennt vonstatten gehen. Trotz dieser funktionalen Trennung war es Tochs Wunsch, die Räume untereinander begehbar zu machen, was auch die Bäder einschloss. Das erklärt die große Anzahl an (Schiebe-)Türen (Abb. 4/5). Zimbler verwendet vorhandene Möbel weiter und ergänzt sie durch Einbaumöbel wie Schränke und Sofas. Raumtrennungen stellt sie teilweise nur aus Vorhängen her.

Das Toch-Haus ist erst seit sieben Jahren nicht mehr im Besitz der Familie. Die Fotos, die Mitte der 90er Jahr entstanden sind, zeigen im Vergleich mit zeitgenössischen, dass äußerlich keine nennenswerten Veränderungen vorgenommen wurden.[1] Einer der Enkel Ernst Tochs, Ren Weschler, berichtet, das Haus vor wenigen Monaten aus Neugier besucht zu haben. Der Originalzustand im Inneren sei allerdings schon seit den Umbaumaßnahmen seiner Mutter nicht mehr erhalten. Sie habe das ehemalige Arbeitszimmer Tochs 1980 selbst in ein Apartment umgewandelt.

 

 

Abbildungen Kapitel 3.3.1

 

Abb. 2:           Haus Toch Außenansicht, Zustand 1996,

Quelle: privat C. Stratz

Foto vergrössern!

 

Abb. 3:           Haus Toch Außenansicht Zustand 1996,

Quelle: privat C. Stratz

Foto vergrössern!

 

Abb. 4:           Haus Toch Grundriss EG 1941,

Quelle: „Suburban House, Santa Monica, Calif.” aus: „Architectural Forum”

Foto vergrössern!

 

Abb. 5:           Haus Toch Grundriss 1.OG 1941,

Quelle: „Suburban House, Santa Monica, Calif.” aus: „Architectural Forum”

Foto vergrössern!


[1] Da die Fotos der Veröffentlichung „Suburban House“ aus „The Architectural Forum“, Mai 1946, mir nur in schlechten Kopien zugänglich sind, gebe ich Bildmaterial von

Constanze Stratz wieder, die als Musikwissenschaftlerin über E. Toch promoviert.




 
Text als ZIP Datei herunterladen
Grösse 41 KB
 
Fotos als ZIP Datei herunterladen
Grösse 1,8 MB
 
zurück zum Inhaltsverzeichnis
 
zum nächsten Kapitel